Die Systemvielfalt
Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen im Logistikbereich ermöglichen ein sehr hohes Level an Individualität. Es fehlen jedoch die erforderlichen Schnittstellen und Standards, die einen gemeinsamen, sinnvollen Zugang für alle Beteiligten ermöglichen. Digitalisierung der Branche bedeutet insbesondere gemeinsame Plattformen zu schaffen, die technisch und rechtlich verbindlich von allen genutzt werden können. Das kostet Zeit und erfordert Engagement.
Digitales Sparpotenzial
Schauen wir, welche Funktionen der Frachtbrief aufweisen muss. Jährlich werden alleine in Deutschland rund 150 Millionen Frachtbriefe ausgestellt. Pro Frachtbrief kostet das circa 4,00 Euro. Hochgerechnet also rund 600 Millionen Euro. Ein riesiges Einsparpotenzial, das sich auch in anderen Bereichen bemerkbar macht. Zum Beispiel in einer rascheren Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunde. Die Einbindung von GPS und andere Anwendungen können für eine schnellere Belieferung und Abwicklung von Aufträgen in Echtzeit sorgen. Es gibt schon heute Systemanwendungen, die neben dem aktuellen Standort auch Zustände, die Einfluss auf die Ladung wie Temperatur, Feuchtigkeit, Erschütterung und anderes mehr aktuell anzeigen. Technisch ist also vieles möglich. Aber warum ist die Umsetzung – wie auch beim e-Frachtbrief – mit sehr langen Zeiträumen verbunden?
Doppelt gemoppelt
Der Frachtbrief oder CMR-Frachtbrief (international) ist ein wichtiges Beförderungsdokument. Es erfüllt die Ansprüche nach § 407 ff. HGB (Handelsgesetzbuch) und die Anforderungen an ein Warenbegleitdokument. Enthalten sind beispielsweise Informationen über Transportgut, die beteiligten Kaufleute, Absende- und Zielort sowie die Bezahlung. Eine wichtige Rolle spielt der Frachtbrief auch bei rechtlichen Auseinandersetzungen, wie zum Beispiel Transportschäden oder Nichteinhaltung von Terminen. All das jeweils in vierfacher Ausfertigung und einer sechsjährigen Aufbewahrungspflicht. Alleine aus dieser Sicht kann der e-Frachtbrief vieles einfacher machen.
e-CRM: Europäische Komfortlösung
Bis 1998 war es im deutschen Güterverkehr Pflicht, einen Frachtbrief mitzuführen. Ab 1998 dann konnte der Frachtbrief (freiwillig) durch z.B. Lieferscheine oder Ladelisten ersetzt werden. Nach wie vor hat der Transporteur (Frachtführer) jedoch das Recht, die Ausstellung eines Frachtbriefs vom Warenversender zu verlangen. Ist die Fracht „europäisch“, wird der e-CMR eingesetzt, der eine „echte“ digitale Frachtbrieflösung darstellt. Viele Fahrer müssen deshalb Frachtbriefe bei internationalen Fahrten nicht mehr in Papierform mit sich führen. In den meisten europäischen Ländern genügt ein digitaler e-CMR als rechtlich gültiges Dokument.
Frachtbrief mit Talent
Die elektronische Form macht Schluss mit Frachtbriefen, die beispielsweise verlorengegangen oder nicht lesbar sind. Der Liefernachweis ist in Echtzeit verfügbar – Es geht schneller und effizienter. Auch Lieferzeiten werden korrekt erfasst. Unterm Strich ergibt sich eine erhebliche Kosteneinsparung. Da der Frachtbrief digital verarbeitet und unterzeichnet wird, kann der Auftrag sofort in Rechnung gestellt werden.
Auf dem richtigen Weg
Noch also wird die generelle digitale Abwicklung etwas auf sich warten lassen. Der e-CMR zeigt aber schon, was Digitalisierung in diesem Bereich leisten kann. Die Begeisterung für die derzeitige Lösung macht Hoffnung auf weitere gemeinsame Plattformen. Ende 2019 haben sich zu mindestens das EU Parlament und der EU-Rat darauf geeinigt, ab 2026 die Verwendung von digitalen Frachtbriefen vorzuschreiben.